Um an den Olympischen Winterspielen in Cortina teilzunehmen, müssen unsere Rodler sowohl indirekt die Vorgaben der FIL als auch die internen Qualifikationsrichtlinien des ÖRV erfüllen. Dieser Prozess erstreckt sich über mehrere Veranstaltungen und begann für unsere Rodler mit der internationalen Trainingswoche Ende Oktober in Cortina.

Dass die Nationalen Olympischen Komitees (NOCs) Quotenplätze für die Olympischen Winterspiele nach Weltcup-Ranking und Mindestanforderungen erhalten, ist bekannt. Weniger bekannt: Die Rodlerinnen und Rodler müssen sich für Milano-Cortina 2026 tatsächlich selbst qualifizieren. Eine einfache Meldung reicht nicht – sie müssen die vom Internationalen Rodelverband (FIL) festgelegten Kriterien erfüllen.

Mindestanforderungen (FIL Olympic Qualifying Standard)
Die FIL legt für alle Athletinnen und Athleten Mindestanforderungen für die Olympia-Qualifikation fest. Für das österreichische Rodelteam stellen diese jedoch kein Hindernis dar. Jede Athletin und jeder Athlet muss in mindestens fünf Rennen – Weltcup, Junioren-Weltcup oder Nationencup – Punkte erzielt haben. Zusätzlich gilt in der Olympiasaison eine Mindestpunktzahl im Weltcup: In den Einsitzer-Bewerben sind laut Sport-Informationsbuch etwa mindestens 26 Weltcup-Punkte aus zwei Weltcup-Rennen erforderlich.

Quotenplätze werden auch nach qualitativen Kriterien vergeben
Wenig bekannt ist, dass die FIL für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Anforderungen stellt. Die Vergabe der Startplätze erfolgt anhand vom Olympic Test Event und von vier Weltcups (#2-5) des World-Cup-Rankings der olympischen Saison – allerdings werden dabei ausschließlich die Anzahl der Startplätze den Nationalen Olympischen Komitees (NOKs) zugeteilt, nicht die Athleten selbst. Welche Sportlerinnen und Sportler letztlich diese Quotenplätze nutzen, entscheiden die jeweiligen NOKs beziehungsweise deren Fachverbände und bestimmen damit eigenständig, welche Athletinnen und Athleten für die verfügbaren Quotenplätze nominiert werden.

Quota-Plätze und der FIL-Zeitplan für die Qualifikationsrennen
Für die Rodelwettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen in Mailand-Cortina stehen insgesamt 106 Startplätze zur Verfügung. Diese werden gemäß den Maximalquoten den Nationalen Olympischen Komitees (NOKs) zugeteilt. In den Einzelrennen der Frauen und Männer kann jedes NOK bis zu drei Athletinnen bzw. Athleten melden, im Doppel bis zu zwei Paare. Am Team-Wettbewerb nimmt jeweils ein Team pro Nation teil, das sich aus bereits qualifizierten Einzel- und Doppelstartern zusammensetzt. Nach Angaben der FIL umfasst jede Einzel-Disziplin 25 Startplätze.

Als Qualifikationsrennen für die Olympischen Winterspiele Milano Cortina 2026 gelten die Weltcuprennen in Park City, Sigulda, Winterberg und Oberhof. Anstelle des Weltcups in Innsbruck wird jedoch das Olympic Test Event am 29. und 30. November 2025 auf der neuen Pista Olimpica Eugenio Monti in Cortina d’Ampezzo herangezogen. 

ÖRV- Qualifikationsrichtlinien für Cortina 
Voraussetzung für eine Nominierung ist zunächst das Erfüllen der oben genannten FIL-Qualifikationskriterien. Da die Startplätze für Cortina begrenzt sind, hat der Österreichische Rodelverband in Abstimmung mit den Aktiven zusätzliche Richtlinien festgelegt. Insgesamt fließen acht Rennen in die interne Qualifikation ein: zwei verbandsinterne Entscheidungen – die Trainingswoche in Cortina Ende Oktober sowie das Testevent Ende November – und die ersten sechs Weltcuprennen. Die Ergebnisse werden zu einer internen Punktewertung zusammengeführt, die letztlich über die Startplätze für Cortina entscheidet.

Unsere Rodler selbst bleiben gelassen. Für sie hat das System derzeit wenig Bedeutung. „Ich denke von Rennen zu Rennen und nicht an die Qualifikation, um mir keinen Druck aufzuerlegen“, sagt Dorothea Schwarz. Auch Nico Gleirscher, der nach der ersten Cortina-Trainingswoche die meisten ÖRV-Quali-Punkte der Herren gesammelt hat, sieht das ähnlich: „Das Qualifikations- und Punktesystem kenne ich nicht im Detail – es interessiert mich auch nicht wirklich, um meinen Fokus voll aufs Rodeln richten zu können.“

Am kommenden Sonntag reist das ÖRV-Team zum Testevent erneut nach Cortina. Dort werden sicherlich die ersten entscheidenden Weichen gestellt – schließlich kommt der Olympiabahn innerhalb der Qualifikation naturgemäß eine besondere Bedeutung zu.